Erkerstube mit Möbeln von der Firma Harrass *) aus Böhlen/Thüringen; Gründerzeit (Wohnzimmer)
Stube mit Säulen; Schlafzimmer (Möbel von der Firma Harrass aus Böhlen/Thüringen; Gründerzeit)
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In Böhlen wurde die erste Sperrholz-Fabrik weltweit durch Herrn Bruno Harrass im Jahre 1858 gegründet. Neben Sperrholz wurde hier eine besondere Form der Spanplatte produziert, in die Ornamente und Bilder gepresst wurden und von einer Schnitzerei kaum zu unterscheiden waren.
Die Firma nahm an der Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 teil. Es wurden nicht nur die eigenen Entwicklungen vorgestellt, sondern auch der Empfangssaal des deutschen Pavillons ausgestattet und gebaut. Ein Brand im Jahr 1921 vernichtete diese Fabrik; dabei kam der damalige Bürgermeister ums Leben. Sie wurde danach wieder errichtet und 1930 über 20 Wochen bestreikt, was dazu führte, dass sie schließen musste.
1937 wurde die Sperrholzfabrikation wieder aufgenommen. 1948 wurde der Betrieb verstaatlicht. An der Brandstätte einer älteren Firma (südlich der Sperrholzfabrik) wurde Ende des 19. Jh. eine Möbelfabrik gebaut. Unter verschiedenen Besitzern wurden erst Spielwaren und Puppenmöbel hergestellt, später Sitzmöbel gefertigt.
Das Unternehmen war nach dem Krieg in Besitz der Treuhand und wurde ein paar Jahre nach der Sperrholzfabrik verstaatlicht und mit dieser zusammengeführt. Die Plattenproduktion wurde ausgelagert. Es wurden Schlafzimmermöbel in verschiedensten Varianten produziert.
Das staatliche Unternehmen führte bis 1990 verschiedene Bezeichnungen. Im April 1989 arbeiteten 164 Menschen in der Sperrholz- und Möbelfabrik. Nach 1990 wurde sie geschlossen. Durch ein bayrisches Unternehmen wurde der Betrieb 1992 saniert und stellt heute Kindermöbel her. Der Komplex im Süden wurde durch die Treuhand verkauft. Er befindet sich heute im Privatbesitz, die ehemalige Fabrik ist nahezu abgerissen.